Musiker tanzen, rennen und marschieren über die Bühne

Katalanisches Kammerorchester begeistert das Publikum mit einem Mix aus klassischer Musik, Pantomime und Slapstick. Südkurier über das "Concerto SCHERZetto2".

Dirigent Jordi Purtí und seine elf Musiker auf der Bühne der Stadthalle Singen. Beim Konzert zeigen sie einen ungewöhnlichen Umgang mit klassischer Musik – und jede Menge Interaktion mit dem Publikum. Bild: Sandra Baindl

Von: Sandra Baindl

Comedy und Klassik? Wie das vermeintlich Gegensätzliche zusammenpasst, zeigte das katalanische Kammerorchester Orthemis – Nova OCE unter der Leitung von Regisseur und Dirigent Jordi Purtí in der fast ausverkauften Stadthalle. Bereits bei der ersten Auflage des „Concerto Scherzetto“ vor vier Jahren warfen die Musiker sämtliche Konventionen über Bord, als sie erstmals Pantomime, Artistik und klassische Musik miteinander mischten. Bei der Neuauflage „Concerto Scherzetto 2“ ging Purtí in seiner Inszenierung einen Schritt weiter: diesmal gönnte er seinen Musikern noch nicht einmal mehr Stühle. Für Erstaunen sorgte, wie die Cellisten mit ihren Instrumenten um den Hals die gleiche Virtuosität bewiesen wie ihre Kollegen an der Violine. Elf Musiker tanzten, rannten, marschierten oder galoppierten an diesem Abend über die Bühne und präsentierten dabei mühelos ein Meisterwerk der klassischen Musik nach dem anderen. Das Ganze gepaart mit Pantomime, Slapstick und ganzem Körpereinsatz. Da kam der Geigenbogen im Bandenkrieg der „West Side Story“ als Waffe zum Einsatz oder wurde bei Bizets „Carmen“ für einen Stierkampf missbraucht. Und ebenso respektlos wurde der Strauss-Walzer „An der schönen blauen Donau“ auf Bierflaschen gepfiffen, nachdem Dirigent Purtí dem Publikum den Dreiviertel-Takt beigebracht hatte. Doch nicht nur in seiner Darbietung löste sich das Orchester von jeglicher Tradition.

Auch wurden die Klassiker munter mit Liedern anderer Stilrichtungen kombiniert. In den Kanon des Barockkomponisten Johann Pachelbel wurden kurzerhand Liedpassagen der Village People, Beyoncé, U2 und den Beatles eingebaut. Und die Arie aus „Carmen“ ging in eine Rap- und Breakdance-Einlage über, um bei Michael Jacksons „Thriller“ zu enden. Das Publikum war begeistert, dankte den Musikern mit Standing Ovations und ließ sie erst nach zwei Zugaben von der Bühne.

Quelle: Südkurier