Tausende genießen Singens Hausberg: Beste Burgfeststimmung auf dem Hohentwiel

Das Burgfest ist ein Klassiker des Hohentwiel-Festivals. Nach kühlem Start lockte am Sonntag ab Mittag die Sonne. Das Kleinkunstprogramm begeisterte viele Familien. Die Sicherheitsauflagen werden indes immer strenger.

Von Gudrun Trautmann

Ohne die zahlreichen ehrenamtlichen Helfer sei so ein Fest nicht zu stemmen, sagt Gesamtkoordinator Roland Frank von Kultur und Tourismus Singen (KTS). „Rund 250 Menschen sind für das Burgfest im Einsatz“, rechnet er zusammen. Darunter auch zahlreiche Rettungskräfte: „Das ist Singener Bürgerstolz“. Und dann, am Tag der Veranstaltung, war er froh, dass alles am richtigen Platz war. Nur die kleinen Handraupen waren noch mit Koffern und leichtem Bühnengepäck der Künstler auf dem Weg zum Kirchplatz.

Auch wenn der Morgen noch etwas verhangen war und ein paar Tropfen vom Himmel fielen, so freute sich Frank: „Das ist perfektes Burgfestwetter. Wenn es zu heiß ist, bleiben die Leute zu Hause.“ Noch am Freitag stimmte die Wetterprognose die städtischen Veranstalter nicht so optimistisch. Doch jetzt machten die Wolken einen Bogen um den Berg und die Besucher strömten auf den Hohentwiel. Iris Koch, Hauptverantwortliche für das Kulturprogramm, strahlte zufrieden, war doch die monatelange Vorbereitung nicht umsonst.

„90 Stunden Unterhaltung, verteilt auf zwölf Bühnen“, so freute sich Oberbürgermeister Bernd Häusler nach der Eröffnung durch den Poppele-Fanfarenzug auf das Programm. Jede Menge Kleinkunst, Musik, Mitmachangebote für die Kinder und die beliebten Speisen der ausländischen Vereine sorgten für zufriedene Gesichter. Väter schoben Kinderwagen über die holprigen Steine zum Paradeplatz oder hatten ihre Kleinen geschultert. Wer da allerdings aus früheren Zeiten das kulinarische Angebot erwartete, musste wieder umkehren.

Seit im vergangenen Jahr bekannt wurde, dass die Holzbrücken die Schwerlasten nicht mehr tragen können, wurde die Küche auf die untere Festung verlagert. „Das wird auch so bleiben“, sagt Roland Frank. Trotzdem gab es auf dem Paradeplatz jede Menge Spaß mit den verrückten Hühnern „CockTales“ und dem VerQuer-Maskentheater. Nur ein paar Schritte weiter oben machte Mischter Toscana auf dem Kirchplatz für die Kinder lustige Ballontierchen und Riesenseifenblasen.

Vielseitiges Programm bringt Besucher zum Staunen

Einen ganz besonderen musikalischen Leckerbissen servierten die Musiker der Gruppe SopaLoca. In ihrer 20er-Jahre-Kleidung sorgten sie mit lateinamerikanisch angehauchten Rhythmen und einer lustigen Choreographie für Stimmung. Da konnte sich der Saxophonist schon mal vor den Zuschauern auf einen Tisch legen.

Auch auf den anderen Bühnen war jede Menge fetziger Musik zu hören: Vom Städtischen Blasorchester unter der Leitung von David Krause oder später von der Big-Band von Uwe Sauter, die sich gerade unter dem Namen „Sauterei“ neu aufgestellt hat und mit Cover-Versionen von Hits von Michael Jackson oder Tina Turner das Publikum herausforderte. Da schwangen plötzlich Daniela und Franziska Buggle oder eine Line-Dance-Gruppe vor der Bühne das Tanzbein.

Oben, auf dem Kirchplatz, heizte unterdessen die achtjährige Katharina Rahn mit ihrer Reaktionsschnelligkeit dem englischen Solo-Künstler Shiva Grings, Künstlername „The Pigeon Chaser“, also der Taubenjäger, kräftig ein. Mit Situationskomik bindet er die Zuschauer direkt in sein Programm ein und lässt sie zu kleinen Stars werden.

Eine Familie aus Manchester konnte es kaum glauben, was auf dem Hohentwiel alles geboten wurde. Schon bei der Bauchsängerin Sabine Murza „Murzarella“ waren sie mächtig ins Staunen gekommen. Aber nicht nur sie, sondern auch Stadträtin Angelika Berner-Assfalg, die sich mit ihrer Familie auf dem Berg verabredet hatte. Da ließ Murzarella ihre Handpuppen wahlweise die Arie der Königin der Nacht aus Mozarts Zauberflöte, oder einen Schalke-Fan „Highway to Hell“ singen. Es ist ein Rätsel, wie das möglich ist.

Unterdessen standen Familien mit kleineren Kindern vor dem Schminkzelt, beim Filzen oder Katapult-Schießen Schlange. Und natürlich wurde auch vor staunenden Kinderaugen gezaubert. Es ist immer wieder schön zu sehen, wie sich die Kleinen voll und ganz mit dem Jongleur Klarifari, dem Zauberer Piccolo oder dem Clown-Duo Herbert und Mimi identifizieren.

Man kann nicht überall sein, aber an allen Spielstätten sah man glückliche Familie. Der logistische Aufwand ist enorm: „150 Tonnen Material mussten auf den Berg gebracht und verbaut werden“, erklärt Roland Frank. „Die Sicherheitsauflagen werden immer strenger. Von der Infrastruktur profitieren aber auch die drei folgenden Konzerte von Kokon und der Theaterabend der Färbe.“ Das gilt auch für den finanziellen Aufwand der Stadt, der mit rund 400.000 Euro beziffert wird. Zu viel? – Solche Feste wirken wie sozialer Kitt, und den kann man gerade überall gebrauchen.


Quelle: Südkurier

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