So wird Singen zur Vielfaltsstadt

Südkurier: Festakt zum 125. Jubiläum in der Stadthalle: Vereine und Arbeitskräfte tragen zur Entwicklung bei. Stadt sollte zum New York des Hegaus werden

Von Graziella Verchio

125 Jahre, das ist ein Grund  zum Feiern! Das dachte sich auch die 
Stadt Singen, die anlässlich des Jubiläums  in die Stadthalle zum großen Festakt eingeladen hat. Neben viel Wissenswertem rund um die Stadterhebung  1899 und der Entwicklung zur großen  Kreisstadt haben Darbietungen verschiedener  Vereine das Festprogramm  abgerundet. Wie wichtig dieses Jubiläum  für die Stadt, aber auch für die Region  ist, spiegelte sich auch mit Blick auf  die Anwesenden im Saal wider. 

Neben zahlreichen Gemeinderäten,  Bürgermeisterkollegen, Vertretern aus  Industrie, Einzelhandel, Banken und  Verbänden, in Singen ansässigen staatlichen 
Behörden und Partnern in der  sozialen Arbeit konnte Oberbürgermeister  Bernd Häusler auch Vereine,  Altbürgermeister sowie Politiker auf Landes- und Bundesebene zu dem Festakt  begrüßen. Er bedankte sich für die  stets gute und vertrauensvolle Zusammenarbeit  mit sämtlichen Akteuren,  die seit 125 Jahren mehr als bemerkenswert  sei. „Insbesondere das ehrenamtliche  Engagement über alle gesellschaftlichen 
Schichten hinweg macht Singen  aus und macht Singen stark“, so der OB. 

125 Jahre, das sind eine Menge. In  dieser Zeit ist auch viel passiert, wie  nicht nur der OB deutlich machte, sondern  auch Stadtarchivarin Britta Panzer  und Simon Götz, die durch den Abend  führten. Für das Rahmenprogramm  sorgten der Männerchor Singen, die  Mädchengruppe des Stadtturnvereins  Singen, Stephan Glunk und das Blasorchester  Singen. Als Singen die Stadtrechte  erhielt, lebten etwa 3900 Menschen  in Singen. Die großen Betriebe  Maggi (1887) und Georg Fischer (1895)  waren zu der Zeit erst wenige Jahre  unterm Hohentwiel ansässig. Schon 1863 sei die erste Eisenbahnlinie eröffnet  worden, erzählte Simon Götz.  Die Eisenbahn Richtung Basel sowie die Schwarzwaldbahn verbanden die  Stadt mit dem Deutschen Reich und  der Schweiz. 

Schon vor der Stadterhebung hatte  sich Singen 1895 ein eigenes Krankenhaus  mit 25 Betten, dort, wo heute  das Amtsgericht ist, gebaut. Das Gebäude  steht dort immer noch. Der Kauf  der Bitzenquelle in Ehingen 1901 markierte  die Geburtsstunde der Wasserversorgung  in Singen. Laut OB sei die  Bitzenquelle heute noch Teil der Wasserversorgung.  Zwei Jahre später wurde  die Stadt mit einer Wasserleitung von  dort über die Hochbehälter Schanz mit  Trinkwasser versorgt. Auf der Schanz  wurde 1906 das Festspielhaus mit mehr  als 2000 Sitzplätzen und einer Bühne  für 500 Akteure gebaut. Zu dieser Zeit  zählte die Stadt rund 6000 Einwohner. 

1902 wurde mit der Ekkehard-Realschule  die erste Schule mit städtischen  Dimensionen gebaut. 1910 kam das  Hegau-Gymnasium als höhere Schule  hinzu. Im selben Jahr feierte die Stadt  Singen in der Festspielhalle ihr 100-jähriges  Stadtfest. Zwar sei die Stadt zu der  Zeit erst elf Jahre alt gewesen, doch es  war 100 Jahre her, dass das Dorf Singen  1810 an das Großherzogtum Baden  kam, erklärte Götz. „Die Singemer  wussten schon damals, wie man spitzfindig  einen Grund zum Feiern findet“,  so Götz. 1918 wurde die marode und  wenig genutzte Festspielhalle wieder  abgerissen. 1925 erfolgte der Bau der  Scheffelhalle, initiiert durch den Männergesangsverein.  Nachdem die ursprüngliche  Halle 2020 abgebrannt ist,  fand kürzlich das Richtfest für den Neubau  statt. Drei Jahre später wurde das  Krankenhaus unterm Hohentwiel gebaut.  1950 zählte die Stadt schließlich  22.000 Einwohner. 25 Jahre später hatte  sich die Einwohnerzahl auf 45.000  fast verdoppelt. Der Stadtkern, das alte  Dorf, wurde abgerissen, das neue Rathaus  1960 in Betrieb genommen. Singen  plante eine Stadt mit 100.000 Einwohnern,  mit großen Straßen und  Wohnblocks, eine autogerechte Stadt  mit vielen Grünflächen. Stadtbaumeister  Hannes Ott reiste hierzu mit Bürgermeister  Theopont Diez und einigen  Stadträten nach New York. 

Ein Höhepunkt war die Landesgartenschau  2000; sieben Jahre später wurde die Stadthalle gebaut. Heute zählt  Singen fast 47.000 Einwohner. „Singen  hat sich bis heute zur Vielfaltsstadt  entwickelt. Mit Industrie, Wirtschaft,  Handwerk, Handel, einer großen Kunst- und  Kulturszene sowie einem breiten  Bildungsangebot. Auf diesem festen Fundament wollen wir die Stadt weiter  voranbringen“, so der OB. „Singen war  und ist eine aufsteigende Stadt.“


Quelle: Südkurier