Die Spider Murphy Gang rockt beim Hohentwiel-Festival

Die bayerische Band ist schon seit fast 50 Jahren im Geschäft. Nun zeigen sie auf dem Singener Hausberg: Auch jenseits der 70 funktioniert der Rock‘n‘Roll – und das gefällt auch jüngeren Zuschauern.

Von Stephan Freissmann

Keine Frage, die ganz große Zeit der Spider Murphy Gang waren die 1980er-Jahre. Da hatten sie mehrere Nummer-Eins-Hits, standen mit sechsstelligen Verkaufszahlen oben in den Schallplatten-Charts, traten in der Hitparade auf. Die Neue Deutsche Welle sorgte für großes Interesse an deutschsprachigem Pop, die Spider Murphy Gang surfte darauf mit. Und tourte in den 1980er-Jahren sogar durch die DDR – noch vor Udo Lindenberg, wie die Band auf ihrer Webseite betont. Rock‘n‘Roll in bayerischer Mundart: Das war das Alleinstellungsmerkmal der Gruppe.

Und heute? Die bayerische Mundart gehört natürlich nach wie vor dazu. Peter Schillings Major Tom, ein ikonischer Hit der Neuen Deutschen Welle, feierte erst kürzlich bei der Fußball-EM ein Revival. Und die Spider Murphy Gang hat zwar schon seit einer Weile keine neuen eigenen Songs mehr veröffentlicht, ihr Tourkalender ist aber eindrucksvoll gefüllt, die sechs Herren und ihre Musik sind gefragt. Dabei ist Lead-Sänger Günther Sigl inzwischen 77 Jahre alt. Als Bankmitarbeiter hat er ursprünglich gearbeitet, diesen sicheren Job aber schon 1971 für die Musik aufgegeben. Ein Einstieg ins Musik-Business, wie er heutzutage selten geworden ist.

Seit Gründung in den 1970er-Jahren ist die Band im Geschäft – und damit ein echter Langläufer. Und das zurecht, wie die Gang nun auf dem Hohentwiel zeigte. Vor etwa 2000 Menschen eröffneten sie die Konzertreihe des Hohentwiel-Festivals. Und zündeten vom ersten Lied an. Das Publikum – überwiegend die nicht mehr ganz junge Generation, die hier die Musik ihrer Jugend hörte – rockte von Anfang an mit.

Schon vor 45 Jahren die Spider Murphy Gang gehört

Zu ihnen gehört Manfred Grosshardt aus dem Bodenseekreis. Im Jahr 1979, noch vor der ganz großen Zeit der Band, habe er die Gruppe in einem Festzelt auf dem Gehrenberg bei Markdorf gehört. „Das war ein Erlebnis“, erinnerte er sich. Seine Töchter, die die Geschichte kannten, hätten ihm den Abend auf dem Hohentwiel zum Geburtstag geschenkt, erzählte er. Und die ganze Familie kam mit – auch wenn sie nur wenige Lieder von der Spider Murphy Gang kenne, wie Tochter Katrin Grosshardt zugab. Anschlussfähig ist die Musik der Spider Murphy Gang in jedem Fall für die jüngere Generation, auch jugendliche Festival-Helferinnen kamen dabei ins Tanzen.

Jubel aus dem Publikum begleitete den Einstieg in den Song „Schickeria“. Und natürlich fehlte auch der „Skandal im Sperrbezirk“ nicht, der größte Erfolg der Gruppe aus dem Jahr 1981. Der ist auch nach mehr als 40 Jahren ein Kracher – auch wenn sich längst keiner mehr über den Text aufregt, in dem es um „Nutten“, so der Ausdruck im Text, in der selbst ernannten Weltstadt mit Herz – München – geht.

Bei „Mir san a bayrische Band“, das die Gang im Zugabenset spielte, klatschte schließlich der ganze Berg mit. Und nach 90 Minuten Spider Murphy Gang pilgerten schließlich alle den Berg wieder hinunter. Zu den glücklichen Zuschauern an dem Abend zählt auch Andreas Rossatti: „Die Spider Murphy Gang fand ich super. Mir war gar nicht bewusst, wie viele von ihren Liedern ich kenne“, sagte er nach dem Konzert.

Doch Rossatti, im Hauptberuf Konrektor der Grund- und Gemeinschaftsschule in Eigeltingen, war nicht nur als Zuhörer auf dem Hohentwiel. In der Vorgruppe, Barconara und Band, spielte er die Gitarren. „Das hat großen Spaß gemacht“, sagte Rossatti über den Auftritt. Der Bandleader sei erst 19 Jahre alt. Die Gruppe hat mit einem Programm aus Italo-Rock und -Pop das Publikum auf die Spider Murphy Gang eingestimmt.



Quelle: Südkurier